Igel - wann brauchen sie Hilfe, was kann man tun?

Die Wenigsten wissen, dass der Igel zu den geschützten Tierarten gehört. Es ist verboten, Igeln nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen, zu töten, sie in Besitz zu nehmen oder zu haben. Ausgenommen davon sind:
- verletzte Tiere
- hilflose Tiere
- kranke Tiere
- untergewichtige Tiere (im November noch unter 500 g)

Sie brauchen menschliche Hilfe und dürfen bis zur Genesung in menschlicher Obhut bleiben, und sind wieder in die Freiheit zu entlassen sobald es der Gesundheitszustand und die Witterung zulassen.
Hier finden Sie nützliche Tipps und Ratschläge rund um den Igel:


Zuallererst sollten Sie mit ihrem Wintergast den Tierarzt aufsuchen, denn die meisten Igel haben Flöhe und Würmer.

Unterbringung:
Der Igel benötigt einen Auslauf von mindestens 2m² (es darf aber auch mehr sein). Hierzu eignen sich hervorragend Fernsehkartons, hygienischer sind Plastikboxen (z.B. Aufbewahrungsboxen von Ikea). Den Auslauf sollten Sie am besten mit Zeitungspapier auslegen und dieses täglich wechseln. Außer Futter- und Trinknapf gehört auch noch ein Schlafhäuschen mit hinein. Dieses sollte von unten noch mit Zeitungspapier ausgelegt werden. Zusätzlich können noch weitere Papierschnipsel oder zerknülltes Zeitungspapier (ohne Farbdruck) zum Verkriechen und Bauen mit in das Igelheim gelegt werden. Bitte nehmen Sie kein Laub oder ähnliche Sachen von draußen, da Sie damit wieder Parasiten mitbringen können. Das Schlafhäuschen sollte von oben geschlossen und mit einem Schlupfloch versehen sein.

Igel sind begabte Kletterer, daher sollte der Auslauf mindestens 50cm hoch und gerade sein oder mit einem Gitter fest abgedeckt werden. Zudem sind Sie nachtaktive Tiere und brauchen auch ein bischen Beschäftigung. Ihr Gast würde sich freuen, wenn Sie ihm ein wenig zusätzliches Zeitungspapier hineinlegen, welches er dann herumtragen und zerbeißen kann. So unterschiedlich wie wir Menschen sind, so sind auch die Igel unterschiedlich. Es gibt "gesittete" Igel, sie haben einen festen Kotplatz im Auslauf und fressen brav aus ihrem Napf. Die meisten sind allerdings "kleine Schweinchen", sie koten überall im Auslauf, stapfen durch Futter- und Trinknapf und kippen diese auch um, so das keine Langeweile für ihre Pfleger aufkommt.
Die Raumtemperatur sollte zwischen 18°C und 20°C liegen. Generell bevorzugen Igel Einzelzimmer, ausgenommen Sie haben mehrere Jungigel. Diese können bis zu einem Gewicht von 300-350g zusammengehalten werden, sollten dann allerdings getrennt werden, da sie oft unverträglich werden.

Fütterung:
In der Natur stehen auf dem Speiseplan natürlich Insekten, aber auch Ohrenkneifer, nestjunge Säugetiere, Schnecken, Regenwürmer, Frösche und Obst. Keine Angst, in Gefangenschaft sieht der Ernährungsplan nicht so lebendig aus.
Sie sollten auch auf gar keinen Fall Schnecken, Regenwürmer oder Insekten (ausgenommen Mehlwürmer) füttern, da diese Zwischenwirte von Endoparasiten sein können. Auch wenn diese Leckereien in menschlicher Obhut wegfallen, können Sie den Speiseplan vielseitig aus folgenden "Zutaten" gestalten:

- kleingeschnittenes, rohes, nicht allzu fettes Fleisch von Pferd oder Rind
- gekochtes Geflügelfleisch
- Katzen- und Hundefutter (Dose oder Trocken)
- Eier, bevorzugt wird nicht gewürztes Rührei
- Fisch, roh oder gekocht (Gräten kleinschneiden oder entfernen)
- Haferflocken, Weizenkleie oder gekochte, zerkleinerte Möhren als Ballaststoff
- Igelfertigfutter
- Süßes und weiches Obst (Birnen, Trauben, Pflaumen, Äpfel werden in der Regel nicht so gern genommen)
- Hasel- und Walnüsse

Da das Igelgebiss in der Natur beim Zerkleinern von Beutetieren viel zu tun hat, sollte es auch in Gefangenschaft nicht zu kurz kommen. Hierzu eignen sich gekochte Hühnerflügel und Hühnerhälse oder auch Knochen von größeren Tieren. Hierdurch wird Zahnsteinbildung vorgebeugt, welche bei Igeln in Gefangenschaft häufig auftritt.
Der Flüssigkeitsbedarf wird durch Wasser abgedeckt. Bitte keine Milch füttern, denn diese kann schwere Durchfälle verursachen.
Da Igel verschiedene Geschmäcker haben, bieten Sie ihm am besten erstmal eine kleine Auswahl an Fleisch, Eiern, Obst und Nüssen an. Natürlich nur in kleinen Portionen und ruhig in einem Napf. Es kann sein, dass verschmähte Nahrungsmittel später zu den Bevorzugten gehören, bieten Sie ihm diese deshalb in gewissen Zeitabständen wieder an.


Winterschlaf
Wenn ihr Wintergast ein Gewicht von 500-700g erreicht hat, ist es an der Zeit zu schlafen.
Als Schlafquartier eignen sich Schuppen, Gartenlaube, Balkon oder nicht beheizte Dachböden oder Keller. Die Temperatur sollte um oder unter 0°C betragen. Wenn Sie ihren Igel draußen überwintern lassen, sollten Sie darauf achten, dass dieser vor Schnee, Regen und Wind geschützt ist. Sollten Sie sich für Keller oder Dachboden entscheiden, ist darauf zu achten, dass der Boden des Auslaufs gut isoliert ist. Zum Schlafen eignet sich eine zweigeteilte Kiste oder ein Karton. Im vorderen Teil sollten Sie lange haltbares Futter (z.B. Igelfertigfutter, Nüsse oder Rosinen) sowie einen Trinknapf stellen, da es sein kann, das Ihr Igel noch einige Tage wach sein wird, die Nahrungsaufnahme ist in dieser Zeit ist allerdings deutlich reduziert. Auch während der eigentlichen Schlafphase kann es sein, dass er aufwacht und nach etwas Freßbaren sucht; eine regelmäßige Kontrolle ist dringend zu empfehlen.
Der hintere Teil der Kiste wird mit reichlich Nistmaterial (Heu, Papier) gefüllt. Ein Schlupfloch zwischen den beiden Teilen ermöglicht einen ungehinderten Zutritt vom vorderen zum hinteren Teil. Sollte ihr Igel draußen überwintern, so ist noch ein zusätzlich Schlupfloch vom Schlafplatz in die "Freiheit" notwendig.
Sollte ihr Gast den "Aufwachtermin", welcher im Laufe des Aprils ist, verschlafen, so bringen Sie ihn zum Aufwachen einfach an einen wärmeren Ort, wo er dann ca. 6 Stunden später munter sein wird.


Auswilderung: 
Viele Igelbetreuer fürchten, dass sich ihr Pflegeigel in der Natur nicht mehr zurechtfinden, hungern oder frieren wird. Dies wird nicht passieren. Sie können ihn auch hier noch unterstützen, indem Sie ihn vielleicht in ihrem Garten oder den Garten von Freunden oder Verwandten aussetzen und noch einige Tage oder Wochen dort weiterfüttern.
Sie dürfen ihn ca. 2 Wochen nach dem Aufwachen auswildern, dann sollte er das Gewicht erreicht oder auch übertroffen haben, welches er vor dem Winterschlaf hatte.


Physiologische Daten:
Geschlechtsreife:  in Gefangenschaft schon mit 5 Monaten, in Freiheit nicht vor dem 2. Lebensjahr
Trächtigkeitsdauer:  32-36 Tage
Anzahl der Jungen:  4-5
Geburtsgewicht:  15-30 g
Säugezeit:  40 bis 45 Tage
Lebenserwartung:  3-5 Jahre in Freiheit, 5-7 Jahre in Gefangenschaft
Anzahl der Stacheln: beim Neugeborenen  90-100, beim Erwachsenen circa 8100
Winterschlaf:  von November/Dezember bis März/April

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